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Gran Canaria: Wenn ein Wald verschwindet – und Geschichten Wurzeln schlagen

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Gran Canaria: Wenn ein Wald verschwindet – und Geschichten Wurzeln schlagen

Gran Canaria ist nicht nur eine Insel der Landschaften, sondern der Erinnerungen. Zwischen verschwundenen Wäldern, UNESCO-Biosphärenreservat und Weltliteratur entfaltet sich ein kulturelles Erbe, das überraschend tief reicht. Gran Canaria wirkt auf den ersten Blick leicht: Sonne, Bewegung, Farben. Doch unter dieser Leichtigkeit liegt eine lange, vielschichtige Geschichte – von Verlust und Wiederaufbau, von Anpassung und Identität. Eine Geschichte, die nicht laut erzählt wird, aber überall spürbar ist: in den Parks, in den Straßen, in den Gebäuden, in der Art, wie diese Insel heute mit sich selbst umgeht. Sie ist kein leerer Sehnsuchtsort, keine Kulisse, kein Postkartenmotiv. Sie ist ein Speicher. Und wer langsamer schaut, entdeckt: Hier ist fast alles, was heute bewundert wird, durch einen Prozess gegangen – durch Wandel, Verzicht, Entscheidungen.

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Doramas – warum ein Name überlebt

Einst war Gran Canaria von dichten, immergrünen Lorbeerwäldern bedeckt – ein einzigartiges Ökosystem, das Feuchtigkeit aus den Passatwolken aufnahm, in Böden speicherte und ein natürliches Gleichgewicht schuf. Einer der größten dieser Wälder erstreckte sich im Norden der Insel – später bekannt unter dem Namen Doramas.

Doramas selbst war ein Anführer der Alt-Kanarier der Ureinwohner Gran Canarias, und eine Symbolfigur des Widerstands gegen die spanische Eroberung. Mit der Kolonisation jedoch begann die systematische Abholzung großer Waldflächen. Holz wurde benötigt für Schiffe, Häuser, Plantagen – und mit jedem Baum verschwand ein Teil der natürlichen Stabilität der Insel.

Doch sein Name verschwand nicht. Er wurde bewahrt. Heute lebt Doramas weiter – im Parque Rural de Doramas, einem der ökologisch wertvollsten Gebiete im Norden der Insel, in dem Reste des ursprünglichen Laurisilva-Waldes erhalten geblieben sind. Und ebenso im Parque Doramas in Las Palmas de Gran Canaria,  einer grünen Oase aus Palmen, Bougainvillea und Schatten spendenden Bäumen mitten in der Stadt.

Die Konsequenzen waren drastisch: Erosion, sinkende Wasserspeicherung, verarmte und instabile Böden, Regionen ohne natürlichen Schutz vor Wind und Starkregen. Der Wald, einst Lebensgrundlage, wurde zur Geschichte.

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Eine Insel unter Beobachtung – und unter Schutz

Die Anerkennung Gran Canarias als UNESCO-Biosphärenreservat ist kein dekorativer Titel, sondern eine langfristige Verpflichtung. Große Teile der Insel stehen heute unter besonderem Schutz und sind Teil eines Modells, das Naturerhalt, traditionelle Landwirtschaft, Forschung und nachhaltigen Tourismus miteinander verbindet

Hier geht es um ökologisches Gleichgewicht: um Wiederaufforstung mit der kanarischen Kiefer, die an das raue Klima angepasst ist und sich sogar nach Bränden regenerieren kann; um den Schutz endemischer Pflanzenarten; um den Erhalt alter Bewässerungssysteme und Terrassenfelder; um den Kampf gegen Erosion und fortschreitende Versteppung.

Viele Unterkünfte arbeiten dabei mit lokalen Initiativen zusammen, bieten Naturführungen an oder setzen bewusst auf regionale Produkte. Oft genügt ein Gespräch an der Rezeption, um von kaum bekannten Orten zu erfahren: versteckte Schluchten, ehemalige Anbaugebiete, kleine Wege zwischen Naturraum und Kulturlandschaft.

Gran Canaria hat aus früheren Fehlern gelernt – und zeigt heute, wie Wandel aussehen kann, wenn er aus Einsicht entsteht.

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Las Palmas de Gran Canaria– Stadt der Denker, Dichter und Beobachter

Deutlich sichtbar wird das kulturelle Fundament der Insel in der Hauptstadt Las Palmas, vor allem im historischen Stadtteil Vegueta. Zwischen steinernen Fassaden, Innenhöfen und stillen Gassen wirkt die Zeit verdichtet. Hier schlägt das literarische Herz der Insel.

In dieser Stadt wurde Benito Pérez Galdós geboren – einer der bedeutendsten spanischen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts und Wegbereiter des realistischen Romans. Seine Werke spiegeln soziale Gegensätze, politische Umbrüche und das Leben der einfachen Menschen wider. Er beobachtete mit Schärfe und Empathie – und wurde zu einer der wichtigsten Stimmen der spanischen Literatur.

Dass eine solche Figur von Gran Canaria stammt, ist kein Zufall. Las Palmas de Gran Canaria war immer ein Ort der Kreuzung: zwischen Kontinenten, zwischen Weltbildern – ein Platz, an dem neue Ideen entstehen konnten.

Doch nicht nur spanische Literatur fand hier ihren Ursprung.

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Agatha Christie – zwischen Zusammenbruch und Neubeginn

Auch Agatha Christie kam nicht als unbeschwerte Reisende nach Gran Canaria. In den 1920er-Jahren, nach dem Tod ihrer Mutter und der Affäre ihres Mannes, stürzte sie in eine persönliche und psychische Krise. Für kurze Zeit verschwand sie sogar spurlos – ein Ereignis, das damals ganz Großbritannien in Aufruhr versetzte.

Auf Gran Canaria suchte sie keine Aufmerksamkeit. Sie wohnte im Hotel Metropole in der Haupstadt, blickte auf den Atlantik, ließ sich vom Rhythmus der Insel tragen: durch Spaziergänge, Beobachtungen, stille Stunden in Gärten und Cafés. Hier begann sie langsam, wieder zu schreiben – und zu sich selbst zurückzufinden.

Teile ihrer Erzählung „The Companion“ spielen an der Nordküste bei Agaete, inspiriert von einer Landschaft aus dunklem Lavagestein, steilen Klippen und rauer Schönheit. Für Christie war Gran Canaria kein exotisches Motiv, sondern ein Ort der Neuordnung – ein Raum, in dem Gedanken wieder klar wurden.

Bis heute erinnern kleine Gedenkpunkte in Las Palmas de Gran Canaria an ihre Zeit auf der Insel. Eine literarische Spur, die sich kaum aufdrängt – und gerade deshalb so nachhaltig wirkt.

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Das Hotel Santa Catalina – Bühne einer anderen Zeit

Mitten in der Haupstadt erhebt sich ein Gebäude, das selbst ein Kapitel Geschichte ist: das Hotel Santa Catalina. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts empfing es Staatsmänner, Künstler:innen, Intellektuelle.

Hohe Decken, schwere Vorhänge, warme Luft, das leise Klirren von Gläsern. Auf der Terrasse sitzt Winston Churchill, eine Zigarre zwischen den Fingern, ein Glas Rum auf dem Tisch. Später logieren hier María Callas und Gregory Peck. Gespräche über Politik, Musik und Weltgeschehen mischen sich mit dem Rauschen des Atlantiks im Hintergrund.

Heute ist das Santa Catalina ein elegant restauriertes Wahrzeichen – und ein stiller Zeuge dafür, dass Gran Canaria weit mehr war als ein Reiseziel. Es war und ist ein Treffpunkt der Welt.

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Karneval – ein Szenenwechsel in Neon

Und dann, fast ohne Vorwarnung, kippt die Insel in eine andere Realität.

Wo eben noch Geschichte, Stille und Erinnerung dominieren, beginnt plötzlich ein Strom aus Neonfarben, Glitter und Klang durch die Straßen von Las Palmas de Gran Canaria zu fließen. Pink, Türkis, Electric Blue, Gold, sattes Grün – als hätte jemand die Welt in eine pulsierende Lichtinstallation verwandelt.

Federn schwingen im Rhythmus, glitzernde Stoffe tanzen in der warmen Luft. Trommeln hallen durch den Brustkorb hindurch, Bässe vibrieren unter den Füßen. Menschen greifen nach Händen, drehen sich umeinander, lachen, singen ausgelassen zu Musik, bis Raum und Zeit an Bedeutung verlieren.

Der Geruch von Salz in der Luft und Streetfood mischt sich mit buntem  Konfetti zu einer berauschenden Kulisse. Stimmen, Beats und Lebenslust überlagern sich. Rollen verschwimmen. Identitäten fließen. Der Karneval von Las Palmas de Gran Canaria ist kein Fest – er ist ein Ausnahmezustand, ein kollektiver Rausch aus Ausdruck und Freiheit.

Gerade für die LGBTQ+ Community war und ist dieser Karneval ein Ort des Sichtbar-Werdens. Einer, in dem Vielfalt nicht nur erlaubt, sondern gefeiert wird. Ein Raum, in dem das Anderssein nicht auffällt – sondern dazugehört.

In diesen Nächten zeigt sich ein Kern der Insel, der viel tiefer reicht als Musik und Kostüm: der unerschütterliche Wunsch nach Selbstbestimmung, Offenheit und Lebensfreude.

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Und während all das weitergeht …

Diese Co-Existenz aus verschiedenen Szenen, Menschen und Situationen machen Gran Canaria aus. Hier existieren Wald und Wüste, Geschichte und Gegenwart, Stille und Ekstase nebeneinander. Hier flüstern alte Steine von verlorenen Wäldern – während wenige Straßen weiter Neonlichter eine ganze Stadt in Bewegung versetzen.

Gran Canaria erzählt keine Geschichte von außen. Sie erzählt sie denen, die sich Zeit nehmen hinzuhören und die Einladung der Insel verstehen – nämlich länger zu bleiben, als geplant.

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